Saisonbilanz verhalten // Wettersituation schmälert Erwartungen

Fachkräftesituation und Infrastrukturprobleme behindern zusätzlich

Die Landespressekonferenz zur Saisonbilanz 2017: Jörg Pommering, Wolfgang Waldmüller (MdL), Minister Harry Glawe und Maike Gross (Moderation).

Den DEHOGA MV erreichen Signale, dass Teile der Branche einen Umsatzverlust in der Freisitzgastronomie von 20 Prozent hinnehmen mussten. „Diese Situation betrifft nicht nur die eigentliche Hauptsaison, auch das Frühjahr war durch unbeständiges Wetter gekennzeichnet. Allzu oft blieben daher die sonst beliebten Außenplätze leer. Ob dieser Verlust in der Gastronomie bis Jahresende aufgeholt werden kann, bleibt fraglich“, so Jörg Pommerening.

Hinsichtlich der Beherbergung sagt der 1. Vizepräsident weiter: „Auch in der gewerblichen Beherbergung war die Wettersituation zu spüren. Zwar war der Vorbuchungsstand für die Urlaubsmonate durchaus zufriedenstellend, allerdings fehlten aufgrund der Wetterprognosen oftmals die Spontanurlauber, die üblicherweise die kleineren Lücken in den Belegungsplänen schließen.“

Natürlich kann man zum gegenwärtigen Zeitpunkt die wirtschaftlichen Auswirkungen – gesehen auf das Jahresergebnis – noch nicht vollumfänglich abschätzen. Pommerening dazu: „Wie sagt ein altes Sprichwort: Die Küken werden zum Jahresende gezählt. Viele Unternehmer blicken, wenn mittlerweile auch etwas verhaltener, dennoch positiv auf das Jahresende. Mit Sicherheit wird man den Verlust bis zum Jahresende nicht in Gänze aufholen können. Doch wir hoffen auf einen langen und goldenen Herbst. So kann dann 2017 trotzdem ein positives Jahr und die Ergebnisse des Vorjahres zumindest in Teilen bestätigt werden.“

Der 1. Vizepräsident des DEHOGA MV im Interview mit dem NDR.

In der Hauptsaison 2017 haben sich aber zusätzlich Rahmenbedingungen negativ bemerkbar gemacht, die die Branche direkt betreffen. Pommerening führt hier infrastrukturelle Probleme und die Personalsituation als Beispiele an.

„Die Infrastruktur war zumindest in Teilen am Anschlag. Staus an Dauerbaustellen auf den Autobahnen und die Verkehrssituation in den Tourismuszentren haben den Urlaubern viel abverlangt. Das zeigt einerseits, wie notwendig der Kompromiss beim Ferienkorridor gewesen ist, gleichzeitig aber auch, dass nicht alle infrastrukturellen Probleme damit aus der Welt geschafft werden können. Es ist notwendig, dass alle Instanzen von Bund, Land und Kommunen hier die Kräfte bündeln, um den Tourismus nicht mehr zu belasten als notwendig.“ 

Hinsichtlich der Personalsituation sagt Jörg Pommerening: „Es wird immer schwieriger – insbesondere in der Hauptsaison – die notwendigen Hände zu finden, die wir zur Beherbergung und Bewirtung unserer Gäste brauchen. Zwar wachsen wir im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung deutlich dynamischer als der Rest der Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern, die Personalbeschaffung ist und bleibt aber ein großes Sorgenkind.“

Der DEHOGA fordert nicht zuletzt vor diesem Hintergrund im gegenwärtigen Bundestagswahlkampf, dass die gegenwärtige Arbeitszeitregelung mit einer täglichen Höchstarbeitszeit von 8 – maximal 10 – Stunden auf eine Wochenhöchstarbeitszeit analog der EU-Regelung umgestellt wird.

Pommerening dazu: „An dieser Stelle kann ich es nur noch einmal mit aller Deutlichkeit wiederholen: Wir wollen keine Verlängerung der Gesamtarbeitszeit! Wir wollen lediglich im Rahmen einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 48 Stunden flexibler auf Gästewünsche reagieren. Überstunden werden bezahlt oder mit Freizeit ausgeglichen. Mindestruhezeiten bleiben unangetastet. Gesundheits- und Jugendarbeitsschutz selbstverständlich auch.“

Zusätzlich verweist der 1. Vizepräsident in diesem Zusammenhang auf eine weitere Baustelle aus Sicht des Verbandes: „Laut der gegenwärtigen Praxis der Bewertung von Mangelberufen durch die Bundesagentur für Arbeit hat das Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern keinen Engpass in der Besetzung freier Stellen. Eine Besetzung mit Arbeitskräften aus dem nichteuropäischen Ausland ist dann nicht möglich. Diese Option brauchen wir aber dringend. Wir werden zukünftig den Bedarf an Arbeitskräften nicht mehr mit dem heimischen Potential decken können. Eine Öffnung des Arbeitsmarktes und der Zuzug von Mitarbeitern aus dem nichteuropäischen Ausland – bspw. aus Ägypten oder der Türkei – sind meines Erachtens ein dringendes Gebot der Stunde.“

= Ende der Pressemitteilung =

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