Die Mehrwertsteuer auf Speisen in aller Munde: Seit mehreren Jahren kämpft der DEHOGA in der Gastronomie für einen reduzierten Steuersatz auf Speisen - und verbuchte während der Corona-Pandemie zumindest einen Teilerfolg. Zwischenzeitlich wurde die Umsatzsteuer von ursprünglich 19% auf 7% (kurzzeitig sogar auf 5%) reduziert. Mit enormen Einsatz konnten zudem mehrmalige Fristverlängerungen bis Ende 2023 erwirkt werden. Seit 2024 jedoch gilt wieder der ursprüngliche Mehrwertsteuersatz von 19%.
Es ist absurd, dass für das Essen in der Gastronomie wieder 19% Mehrwertsteuer gelten, während das Essen To Go, der Fertigsalat aus dem Supermarkt und die Essenslieferung weiterhin mit 7% besteuert wird. Diese Ungleichbehandlung muss endlich dauerhaft beseitigt werden.
Diese Mehrwertsteuererhöhung trifft jedoch Millionen von Menschen in unserem Land – gastgewerbliche Unternehmer, Mitarbeiter, jeden einzelnen Gast und dabei insbesondere die vielzitierten Gering- und Normalverdiener sowie Eltern und Schüler, Angestellte und Arbeiter, Patienten und Pflegebedürftige. Die Folgen sind massiv und besorgniserregend. Unsere Argumente für eine einheitliche Besteuerung von Essen jedoch waren und bleiben gut. Landesweit erfuhr der DEHOGA MV als eines von nur zwei Bundesländern dahingehend eine uneingeschränkte Unterstützung der Landesregierung und des Landtages. Wir fordern weiterhin klar und eindeutig 7% einheitlich auf Essen!
7 Wahrheiten zu 7% auf Speisen
7% für kulinarische Vielfalt und Lebensqualität
Wir wollen, dass die Gastronomie auch in Zukunft facettenreich und lebendig bleibt. Sterben die Restaurants und Cafés, sterben auch die Innenstädte. Schließt das Gasthaus im Dorf, verschwindet auch ein Stück Heimat und Kultur. Denn: Attraktive Innenstädte wie auch lebenswerte ländliche Räume gibt es nur mit Restaurants und Gasthäusern, Cafés und Biergärten. Unsere Betriebe sind Treffpunkte für Alt und Jung, Orte des Zusammenkommens, der Kommunikation – und für den sozialen Zusammenhalt wichtiger denn je. Sie stehen für regionale Identität und Heimat, Genuss und Lebensqualität. Kurzum: Unsere Branche ist das Gesicht unseres Landes und ein wichtiger Anker der Gesellschaft. Nie wurde deutlicher als in den Monaten des Lockdowns: Unsere öffentlichen Wohnzimmer sind systemrelevant. 7% müssen bleiben, damit unsere Städte und Dörfer lebendig bleiben.
7% für bezahlbare und faire Preise
Wir wollen, dass für Normalverdiener und Familien auch in Zukunft ein Gaststättenbesuch bezahlbar ist. Eine Steuererhöhung bedeutet einen Preisschock für unsere Gäste. Denn: Bisher konnten die Betriebe die enormen Kostensteigerungen bei Energie, Lebensmitteln und Personal zumindest teilweise über den reduzierten Steuersatz abfedern. Doch dafür gibt es keine Reserven mehr. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer gibt die Branche über höhere Preise an die Gäste weiter – und weiter steigende Kosten kommen noch hinzu. Dies führt zu erheblichen Preissprüngen. Viele können sich sich das Essengehen nicht mehr leisten. Die Folge sind erhebliche Verluste bei Deutschlands Gastgebern und ihren Lieferanten. Und wenn Umsatz auf breiter Front wegbricht und Existenzen vernichtet würden, zieht auch der Staat den Kürzeren. 7% müssen bleiben, damit Essen in der Gastronomie bezahlbar bleibt.
7% für faire Löhne
Wir wollen, dass sich die Mitarbeiter in unserer Branche wohl fühlen. Im Gastgewerbe sind über zwei Millionen Menschen beschäftigt. Denn: Gastronomie ist unglaublich arbeitsintensiv, auf den gleichen Umsatz kommen in unserer Branche über viermal so viele Beschäftigte wie im Lebensmitteleinzelhandel. Die 7% hatten den Betrieben die Spielräume gegeben, Personalkostensteigerungen von über 20% teilweise aufzufangen. Die Pandemie mit neun Monaten Lockdown hatte auch den gastgewerblichen Arbeitsmarkt mit voller Wucht getroffen. Unsere Branche knüpft jetzt wieder an die Beschäftigungserfolge der Vergangenheit an und schafft attraktive Arbeitsplätze – für Fach- und Arbeitskräfte aus der Region und aus aller Welt. Das darf nicht behindert werden. Das Gastgewerbe bietet vielfältige Chancen und leistet wertvolle Integration. 7% müssen bleiben, damit unsere Branche ein Job- und Integrationsmotor sein kann – mit fairen Löhnen für alle Beschäftigten.
7% für mehr Nachhaltigkeit
Wir wollen, dass wir weiterhin in nachhaltige und umweltschonende Lösungen investieren können. Dafür brauchen wir Spielräume. Es sind unsere Restaurants, die auf regional erzeugte Produkte von Lieferanten aus der Umgebung setzen und damit nachhaltig wirtschaften. 7% helfen, einen Beitrag für regionale, gesunde und ausgewogene Ernährung zu leisten. Denn: Es ist auch absurd, wenn im Restaurant frisch zubereitetes Essen auf dem Porzellanteller im Vergleich zum verpackten Essen beim Lieferservice oder zu den Fertiggerichten aus dem Supermarkt mit einer höheren Steuer bestraft wird. Das ist widersprüchlich und wettbewerbsverzerrend. Dabei ist die Reduzierung von Verpackungsmüll das Gebot der Stunde. Für das Funktionieren regionaler und nachhaltiger Wirtschaftskreisläufe mit der Landwirtschaft, dem Handwerk und Handel haben unsere Betriebe zudem eine sehr hohe Bedeutung. 7% müssen bleiben, damit nachhaltige Unternehmensführung nicht bestraft wird.
7% für fairen Wettbewerb und gerechte Steuern
Wir wollen, dass Gleiches gleichbehandelt wird. Supermärkte und Discounter treten mit ihrem umfangreichen Angebot verzehrfertiger Speisen längst in Konkurrenz zur klassischen Gastronomie – warum sollen wir dabei wieder steuerlich benachteiligt werden? Denn: Es ist widersprüchlich und wettbewerbsverzerrend, frisch zubereitetes Essen in unseren Restaurants seit dem 1. Januar 2024 wieder mit 19% zu besteuern, während auf Essen zum Mitnehmen, im Supermarkt oder bei der Essenslieferung 7% erhoben werden. Für die Zukunftssicherung der Restaurants und Wirtshäuser ist es von zentraler Bedeutung, dass für Essen, egal wo und wie zubereitet und verzehrt, dauerhaft 7% Mehrwertsteuer gelten. 7% müssen bleiben, damit kulinarische Vielfalt und frische regionale Küche Zukunft haben.
7% für gesunde und bezahlbare Kita- und Schulverpflegung
Wir wollen, dass das Essen in der Kita und Schule gesund und finanzierbar ist. Damit unsere Kinder auch hier lernen können, was gute Ernährung bedeutet – unabhängig vom sozialen und finanziellen Background. Denn: Das gemeinsame Essen in Schule oder Kita ist so viel mehr als pure Nahrungsaufnahme. Hier wird der Grundstein gelegt für das spätere Essverhalten. 7% Mehrwertsteuer geben den Anbietern mehr finanzielle Möglichkeiten für den Kauf frischer, regionaler wie ökologisch erzeugter Lebensmittel. Eine Steuererhöhung auf 19% steht im krassen Widerspruch zu den Zielen der Ernährungsstrategie der Bundesregierung. Schulen und Kitas, Eltern und Kinder wie auch die Kita- und Schulverpfleger benötigen jetzt dringend Planungssicherheit. 7% müssen bleiben, damit die Ernährung unserer Kinder gesund und bezahlbar ist.
7% für mehr Wertschätzung – so wie fast überall in Europa
Wir wollen, dass unsere Gastronomie in Deutschland im Wettbewerb mit den europäischen Nachbarn genauso wertschätzend behandelt wird. Denn: Der reduzierte Mehrwertsteuersatz für Speisen in Restaurants ist in der EU nicht die Ausnahme, sondern die Regel. In aktuell 23 EU-Staaten wird steuerlich kein Unterschied gemacht zwischen dem Essen aus dem Supermarkt, der Lieferung von Essen, dem Essen im Gehen, im Stehen und dem Essen im Restaurant. Das ist nachhaltig, fair und gerecht. Das muss auch für das Essen in Restaurants in Deutschland gelten. 7% müssen bleiben, damit in Deutschland das gilt, was in Europa längst Konsens ist.
Erklärvideo: DEHOGA-Mehrwertsteuer-Gerechtigkeit
Der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7% gilt in Deutschland für Lebensmittel im Supermarkt, beim Bäcker oder Fleischer, aber auch für zubereitete Speisen zur Mitnahme oder im Stehimbiss. Frisch zubereitete Gerichte in unseren Gaststätten und Restaurants sind von dieser Regelung ausgenommen. Dabei gilt bereits heute in 13 von 28 EU-Staaten der reduzierte Mehrwertsteuersatz. Gastronomen brauchen Chancengleichheit und eine steuerliche Gleichbehandlung. Nur so sind Zukunftssicherung und Wettbewerbsfähigkeit gewährleistet.
Nach dem Bruch der Ampel-Regierung wird am 23. Februar 2025 ein neuer Bundestag gewählt. Wir blicken für Sie auf alle relevanten Ereignisse aus Sicht von Hotellerie und Gastronomie. Ob Wahlprogramme, Kampagnen oder politische Äußerungen: Eine Chronologie der wichtigsten Ereignisse aus Branchensicht.