Mit Weitsicht und Verantwortung: Tourismusbranche stellt Neustart-Szenario für 2021 vor

(Rostock, 22. Januar 2021) Wie im vergangenen Jahr, hat die Tourismusbranche Mecklenburg-Vorpommern frühzeitig ein konkretes, umfassendes und verantwortungsvolles Neustart-Szenario für 2021 vorgeschlagen, um dem für das Bundesland zentralen Wirtschaftszweig und den damit verbundenen Bereichen eine Öffnungsperspektive unter Wahrung des Gesundheitsschutzes zu geben. Mit einem Strategiekonzept, bestehend aus einem Phasenplan für die stufenweise, geregelte Wiedereröffnung, einem Ampelsystem für infektionsbezogenes Handeln im weiteren Jahresverlauf, einem Ansatz für eine Corona-Teststrategie für den Tourismus sowie dem bereits im Dezember eingeführten „Siegel für mehr Sicherheit im Urlaubsland MV“, bereitet sich die Branche auf die Wiederbelebung des Tourismus nach dem Lockdown vor.

Dazu Wolfgang Waldmüller, Präsident des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern: „Gemeinsam mit dem DEHOGA MV haben wir ein lebendes Papier als Vorschlag erarbeitet, das Perspektiven für den gesamten Tourismus bietet und zugleich das Infektionsgeschehen, die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems und den Impffortschritt berücksichtigt. Es geht um die bestmögliche Skalierung zwischen Gesundheitsschutz und Wirtschaftlichkeit und um etwas Zuversicht in der aktuell nach wie vor schwierigen Situation. Es ist für den Tourismus und das Land wichtig, dass wir einen konkreten Weg aus dem Lockdown vorbereiten, so wie es jüngst auch Bund und Länder vereinbart haben.“ Der Ansatz aus Mecklenburg-Vorpommern könne dabei durchaus wieder beispielgebend für andere Branchen und Regionen sein. Mecklenburg-Vorpommern habe hier im vergangenen Jahr Maßstäbe gesetzt. Die Branche baue weiter auch auf die hohen Standards der aufgestellten Schutz- und Hygienemaßnahmen. Sicherheit stehe ganz oben.

Lars Schwarz, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes / Landesverband Mecklenburg-Vorpommern (DEHOGA MV) fügte hinzu: „Die aktuelle Lage in der Branche ist absolut dramatisch. Die Unternehmen brauchen nach erneuten Zwangsschließungen von über elf Wochen jetzt dringend Zuversicht und Perspektive. Als Urlaubsland Nummer eins hat die Branche bereits Konzepte für sicheren Tourismus entwickelt, um wieder starten zu können, wenn die Infektionszahlen es zulassen. Mit dem Neustartkonzept legt die Branche ein lebendes Papier vor, und wir laden zur Diskussion und konstruktiven Mitarbeit ein.“

Das Phasenmodell umfasst fünf Phasen und befasst sich mit dem inzidenzwertabhängigen Reisen für verschiedene Personengruppen. Es beginnt mit ersten Öffnungen für Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern in den Bereichen Gastronomie und Einzelhandel (Phase 1a). Es folgen weitere regionale Dienstleistungsbereiche (Phase 1b). Erste Möglichkeiten des Übernachtungstourismus für Einheimische innerhalb Mecklenburg-Vorpommerns könnten in Phase 2 nach frühestens vier Wochen in Phase 1 (a/b) möglich werden – unter der Voraussetzung weiter sinkender Infektionszahlen und Inzidenzen in MV. Erst ab Stufe 3 könnten im Zusammenhang mit einem dann möglicherweise bundesweit gelockerten Verbot touristischer Reisen auch Menschen aus anderen Bundesländern wieder nach Mecklenburg-Vorpommern kommen, allerdings nur dann, wenn sie aus einer Region mit niedriger Inzidenz (< 50) stammen. Die Phasen 4 und 5 beschreiben weitere Lockerungen und Öffnungen. So könnte beispielsweise die Gastronomie länger aufmachen, weitere Einrichtungen und Veranstaltungsformate könnten öffnen und Gruppen- sowie in Phase 5 auch Tagesreisen aus anderen Bundesländern wieder möglich werden.

Das Phasenmodell verzichtet aufgrund der unklaren Infektionslage und -entwicklung bewusst auf ein konkretes Einstiegsdatum und eine festgelegte Dauer der Phasen. Dafür werden Richtwerte genannt. Voraussetzung für den Einstieg und den Übergang in eine weitere Phase sind entsprechende Inzidenzen, Intensivbettauslastungen und Impffortschritte. Bei einem idealen Verlauf der Phasen könnte eine weitgehende Normalisierung nach circa 13 Wochen und damit nicht vor Mitte/Ende Mai erreicht sein.

Die zeitlich und systematisch an das Phasenmodell für den Wiedereinstieg anschließende Corona-Ampel für den Tourismus schlägt das Handeln bei nach wie vor möglicher Infektionsdynamik mit schwankenden Inzidenzen in den Stufen Grün (Inzidenzwert 0 bis < 10), Gelb (10 bis < 35), Orange (35 bis < 50), Rot a (50 bis < 100) und Rot b (100 bis < 200) sowie Dunkelrot (ab 200) vor. Die zum Tourismus erarbeiteten Ansätze können sowohl in die MV-Ampel als auch den MV-Plan integriert werden. „Das Thema Reisen muss in die bestehende Corona-Ampel eingebaut werden. Gerade Mecklenburg-Vorpommern mit seinen starken

Außenbeziehungen braucht klare Regeln dafür, ab welchem Inzidenzwert welche Einschränkungen für das Reisen gelten. Die überregionale Mobilität ist der entscheidende Faktor für Wirtschaftlichkeit in der Tourismusbranche und bildet ebenso die Grundlage für andere Bereiche wie den Einzelhandel, die Kultur oder die Veranstaltungswirtschaft“, erläuterte Wolfgang Waldmüller.

Ziel des Ansatzes einer branchenspezifischen Corona-Teststrategie für den Tourismus ist es, das Reisen und die Gesundheit von Gästen und Branchenmitarbeitern gerade in den Monaten abzusichern, in denen die überwiegende Impfung und Immunisierung der Bevölkerung noch nicht gegeben ist. Bis die bundesweite Impfstrategie für alle Gästegruppen, die nach Mecklenburg-Vorpommern reisen wollen, Wirkung zeigt, könnte das Reisen durch zusätzliche Corona-Tests in den Reiseregionen im Nordosten möglich gemacht und damit die zeitliche Lücke bis zum Impfschutz aller Reisenden geschlossen werden. Die Teststrategie setzt in erster Linie auf Schnelltests und ist angepasst an das Phasenmodell, in dessen Phase 4 sie einsetzen würde. Sie würde einer Ausweitung der aktuellen Bundes- und Landes-Corona-Teststrategie bedürfen und eine Testpflicht für Gäste aus Risikogebieten und Mitarbeiter in touristischen Betrieben vorsehen – nach Möglichkeit mit öffentlicher Unterstützung. Dabei sollten die Tests mit Hilfe der Branche – zum Beispiel durch Zugang zu medizinischem Fachpersonal oder der Qualifizierung von Mitarbeitenden – in öffentlichen und privaten Testzentren durchgeführt werden. Zu beachten wären neben den Kosten und dem Testpersonal auch die Kapazitäten an Schnelltests. Nach Hochrechnungen würden pro Monat mehrere Hunderttausend Corona-Schnelltests für das Urlaubsland MV nötig sein.

Darüber hinaus besteht das touristische Neustart-Konzept aus dem dreistufigen, kostenlosen „Siegel für mehr Sicherheit im Urlaubsland MV“, das im Dezember des letzten Jahres eingeführt wurde und an dem sich derzeit rund 150 Unternehmen, darunter Hotels, Campingplätze, Jugendherbergen und Charterunternehmen beteiligen. Ziel ist es zum einen, die Akzeptanz und den verantwortungsbewussten Umgang mit den geltenden Schutzstandards für die Tourismusbranche MV weiter zu erhöhen. Zum anderen soll Gastgebern ein möglicher Weg für den Umgang mit Reisenden aus Risikogebieten aufgezeigt werden. Unter www.mv-gegen-corona.de können sich Hoteliers und andere Quartiersanbieter sowie Gastronomen und Betreiber von touristischen Freizeiteinrichtungen für das Siegel bewerben. Teilnehmende Unternehmen übernehmen mit der Selbstverpflichtung noch mehr Verantwortung für die Sicherheit von Gästen und Mitarbeitern gleichermaßen. Drei Varianten des Siegels stehen Anbietern zur Wahl: das so genannte „Basissiegel“, das „Siegel+“ sowie das „Siegel++“.

Das Strategische Konzept „Sicherer Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern“ für einen Neustart 2021 ist auf der Branchenplattform unter www.tourismus.mv zu finden. Es ist ausdrücklich als Vorschlag und als lebendes Dokument zu verstehen.

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